„Wie können wir unserer Familie gerecht werden und dennoch beruflich vorankommen? Wie können die Menschen auch nach der Erwerbsphase noch ein gutes Leben führen? Und was gehört überhaupt dazu?“ Diesen und ähnlichen Fragen ging die CDU-Ortsunion Hiltrup am Donnerstagabend im Café Papageno auf Einladung ihres Vorsitzenden Georg Berding im Gespräch mit Dr. Hermann Kues, ehemaliger Staatssekretär im Bundesfamilienministerium, unter dem Motto „Hiltrup fragt nach – Wie wollen wir morgen leben?“ nach. Die Moderation übernahmen Carmen Greefrath, stellvertretende Vorsitzende der Ortsunion Hiltrup, und Stefan Leschniok, Ratskandidat für Hiltrup-Mitte.
Stefan Leschniok, Dr. Hermann Kues, Carmen Greefrath (von links nach rechts) „Konrad Adenauer sagte noch voller Überzeugung: ‚Kinder kriegen die Leute doch immer‘ und für Gerhard Schröder war Familienpolitik ‚ nur Gedöns‘“, erläuterte Stefan Leschniok in seiner Begrüßung. Doch die Realität sehe anders aus: Die Zahl der Kinder in Deutschland gehe weiter zurück. Neue Weichenstellungen für Familie und Beruf müssten vorgenommen werden. Für Hermann Kues ist der Fall klar: „Familienpolitik ist ein hartes Thema.“ Familienpolitik müsse ja schließlich die zentrale Frage beantworten: Wie wollen wir morgen leben? , so Kues weiter und davon hänge nicht zuletzt die Wirtschaft ab.
Aber damit nicht genug: Familienpolitik muss nach Ansicht des Familienexperten auch die richtigen Rahmenbedingungen schaffen, damit junge Leute überhaupt den Mut zur Familie fassen. „Denn“, so der frühere Staatssekretär, „Familie geht oft mit gutem Beispiel voran. In vielen Familien wird kräftig Solidarität praktiziert“, gab sich der Vollblutpolitiker überzeugt. Hier werde wahre Zuwendung gelebt. So ergäben sich beispielsweise zwischen Großeltern und Enkeln oft wechselseitige Hilfestellungen. Auch die Zahlen sprächen ihre eigene Sprache: In Deutschland sind allein Dreiviertel aller Familienoberhäupter verheiratet, 82 Prozent davon haben Kinder. Ganze 80 Prozent aller unter 18Jährigen leben noch bei ihren Eltern. Ergo: „Familie ist kein Auslaufmodell“, unterstrich Kues. Viele Familien basierten nach wie vor auf Ehen, auch wenn einige von ihnen scheiterten.
Das Dilemma bestehe nun darin, dass Familie zwar in Deutschland noch immer wertgeschätzt werde, die Geburtenzahlen aber stark rückläufig seien. Dementsprechend müssten geeignete Betreuungsangebote her, das Elterngeld könne helfen und gewiss auch flexiblere Arbeitszeiten: „Außerdem müssen Kinder Teil des eigenen Lebensentwurfes werden“, stellte Hermann Kues klar. Nur so könne sich Gesellschaft familienfreundlicher entwickeln.
Auf der anderen Seite müsse Gesellschaft aber auch „lernen zu altern“. Dabei zeichne sich ab, dass die meisten älteren Menschen es anstrebten, so lange wie möglich selbstständig zu leben. „Die Lebenskonzepte der Menschen sind so unterschiedlich wie die einzelnen Lebensläufe selbst“, resümierte Carmen Greefrath am Ende der gut eineinhalbstündigen Diskussion. Politik könne immer nur versuchen, geeignete Rahmenbedingungen zu schaffen. Vorschriften machen dürfe sie nicht. Das rund 20köpfige Publikum dankte den Moderatoren und ihrem Gast mit warmem Applaus. (Hinweis: Text von Bettina Richter, Pressereferentin der CDU Ratsfraktion)